Bridging the GAP - Page 3

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zu betreten, reagierte Booee mit einer angemessenen Schimpansen-Drohgebärde, um den Eindringling zu vertreiben. Jede Imponiergebärde endete mit einem Rückhandschlag gegen ein großes Zierglasfenster. Als dies eines Winters wieder geschehen war und die Schneiders das Fenster mit Brettern verschließen mußten, um die Kälte abzuhalten, wurde den guten Leuten klar, daß ihr Heim kein angemessenes Zuhause für einen Schimpansen war.

Sie steckten in einem Dilemma. Wenn sie ihn an das Labor zurückgeben würden, dann würde er mit Sicherheit für biomedizinische Experimente benutzt.

In der Zwischenzeit hatte Dr. Schneider Allen und Beatrice Gardner kennengelernt. Sie hatten sich entschlossen, Washoe, die von ihnen die Zeichensprache erlernt hatte, nach Maryland zum Institute of Primate Studies an der Universität von Oklahoma zu bringen. Kurze Zeit später, 1970, reisten auch die Schneiders mit Booee nach Maryland. Die Trennung von Booee war für die ganze Familie traumatisch, und sie weinten auf dem Weg nach Oklahoma. Sie waren eingeladen, die Nacht beim Direktor des Instituts und seiner Frau zu verbringen. Die Kinder waren besorgt, daß Booee nicht seine Lieblingsspeisen bekommen würde und baten die Frau des Direktors, nicht zu vergessen, daß er gern braunen Zucker zu seinen morgendlichen Haferflocken esse. Die Schneiders berichteten, sie hätten physischen Schmerz empfunden, als sie Booee am nächsten Morgen verließen, damit er sein neues Leben begann.

Booee wurde einer der Oklahoma-Schimpansen, die in der Folgezeit von Roger Fouts und seinen Studenten die amerikanische Zeichensprache erlernten.

  ...und zurück

Einige Jahre später entschloß sich der Direktor des Instituts, die Forschungsrichtung zu wechseln und sich um einen Auftrag von Merck Sharp & Dome zu bemühen, um Hepatitisforschung zu betreiben. Er bekam den Auftrag zwar nicht, schickte aber letztlich doch alle Schimpansen, die er besaß, in das Labor, das den Auftrag erhalten hatte. Wieder war Booee im biomedizinischen Forschungskomplex verloren, vor dem ihn seine menschlichen Eltern zu schützen gehofft hatten. Es wurden medizinische Eingriffe an ihm vorgenommen, und er verbrachte 17 Jahre unter Bedingungen, wie sie in der 20/20-Sendung gezeigt wurden. Booee ist nun Träger des Hepatitis-C Virus, für den es gegenwärtig keine Heilung gibt.

  Schutzgehege

Dean Irwin erhielt sowohl einen Emmy als auch einen Genesis Award für seine Sendung, die in der Öffentlichkeit auf enorme Resonanz stieß. Im Herbst 1995, im Anschluß an die 20/20 Sendung, wurde Booee dank des Engagements vieler Menschen weltweit, aus LEMSIP freigelassen. Zusammen mit acht weiteren Schimpansen des Labors der New York University ist er zur Zeit in der Wildlife Waystation nahe Los Angeles untergebracht. Sobald der Platz verfügbar ist, wird er Schritt für Schritt lernen, mit anderen Schimpansen in einem großen Gehege zu leben.

Roger und Deborah Fouts haben Booee in der Wildlife Waystation einige Male besucht. Auch Peter Singer und Paul Waldau vom Great Ape Project - International waren dort, um zu sehen, wie es ihm geht.

Martine Collette von der Wildlife Waystation berichtete:

äBeschäftigte der Waystation und freiwillige Mitarbeiter haben neun Primaten-Quarantäne-Gehege für etwa $150 000 gebaut. Die 'Räume' sind angenehm groß und luftig. Die Drahtzäune an den Vorderseiten ermöglichen den Schimpansen den Blick auf grüne Büsche und Bäume, Hügel und die belebenden Anblicke und Geräusche der kalifornischen Vögel, Eidechsen, Eichhörnchen und Insekten. Das Dach über den Gehegen hat mehr als ein Dutzend Oberlichter. Die Schimpansen verfügen über Kletteranlagen samt Plattformen, Seilen und Reifen. Um den Geist sowohl zu fördern als auch zu entspannen, stehen Menschen, Musik, Fersehen, Bücher, Zeitschriften und Spielzeuge zur Bereicherung für die Tiere bereit."

Aber Martine ist zurecht mit dem Platz, der ihnen im Moment zur Verfügung steht, nicht zufrieden und baut derzeit ein wesentlich größeres Gehege für diese neun und eine ganze Reihe weiterer Schimpansen, die sie ebenfalls aus Laboratorien bekommen werden. In ihren neuen Quartieren (die - so hofft Martine - in diesem Jahr fertiggestellt werden) werden alle Schimpansen in sozialen Gruppen leben und sowohl einen Zugang ins Freie als auch eine angenehme Behausung zum Schutz vor schlechtem Wetter haben.

Die Anzahl der Neuzugänge erschwert es der Wildlife Waystation, die umfassenden Mittel bereitzustellen, die Booee und den anderen Schimpansen ein reiches Leben ermöglichen würden. Aber Martine Collette hat einen Traum, der - wie wir sehr hoffen - wahr werden wird: Tausende Hektar Land in Arizona zu erstehen, die Booee und den anderen all den Platz bieten würden, den sie benötigen.

Inzwischen möchten wir aber schon einmal unsere große Anerkennung gegenüber der Sorge und Anteilnahme zum Ausdruck bringen, die alle in der Wildlife Waystation ihren Schützlingen entgegenbringen. Welch' ein Unterschied zu einem 1,5 mal 1,5 mal 2 Meter großen Käfig in einem dunklen Keller.

Besuche der Fouts'

Deborah und Roger Fouts haben Booee inzwischen drei Mal besucht. Mit jedem Besuch schien er sich ein wenig mehr eingelebt zu haben und zufriedener zu sein.

Bei ihrem ersten Besuch war er besonders froh darüber, Deborah zu treffen, da sie sich seit 1980 nicht mehr gesehen hatten. Die Fouts hatten eßbare Mitbringsel für Booee und die anderen Schimpansen dabei. Nach einer anfänglichen Begrüßung war Booee ganz wild auf die Mitbringsel - kleine Safttüten mit Strohhalmen, Bananen und Rosinen. Aber als die Fouts ihre Geschenke unter seinen Gefährten aufteilen wollten, kreischte Booee in heller Aufregung. Er litt noch immer so sehr unter den Entbehrungen, daß er Angst zu haben schien, keines der Mitbringsel wiederzusehen. Nachdem er gegessen hatte, spielten Booee und Deborah dieselben Spiele, die sie einst in Oklahoma spielten, als er noch ein Jugendlicher war. Kitzeln und Fangen und dann ein wenig ruhiges Kraulen. Als es für die Fouts an der Zeit war zu gehen, schrie Booee erneut und zeigte Drohgebärden. Wieder schien er ihren Zeichen, daß sie wiederkommen würden, nicht zu glauben.

Das nächste Mal besuchten die Fouts Booee zusammen mit ihrer Tochter Hillary im August. Booee war sehr aufgeregt über ihre Mitbringsel, interessierte sich aber noch mehr dafür, mit Hillary Kitzeln, Fangen und Kraulen zu spielen. Als Roger und Deborah während dieses Besuchs die Mitbringsel unter den anderen Schimpansen aufteilten, kümmerte sich Booee nur wenig darum und schien keineswegs darüber verärgert, daß einige seiner reichen Gaben aufgeteilt wurden. Das schien ein Anzeichen dafür zu sein, daß er sich eingelebt hatte und nicht mehr befürchtete, ihm würde Nahrung oder soziale Zuwendung entzogen. Als die Fouts schließlich gehen mußten, war er ruhig und nicht am Boden zerstört, wie im Februar. Bei ihrem letzten Besuch im November kamen die Fouts früh, um große Besuchergruppen zu vermeiden, und fanden Booee in einem kleineren Bereich, während gerade sein Gehege sauber gemacht wurde. Diesmal war er kaum mehr an den Geschenken, als vielmehr am Kraulen und Kitzeln interessiert. Der Fruchtsaft mit Strohhalm war immer noch der Hit, aber als es an der Zeit war zu teilen, schaute Booee kaum hin und kitzelte Deb weiter.

Es gibt jetzt auch Pläne, einen regelmäßigen Besuch zu organisieren von jemandem, mit dem sich Booee in Zeichensprache unterhalten kann.

 

Um schließlich die Frage zu beantworten, die Roger nach seinem sowohl freud- als auch leidvollen Treffen mit Booee nach so vielen Jahren stellte: äWar es das wert?" Ja, das war es - sowohl für Booee, der jetzt aus dem Labor befreit ist, als auch für die anderen Schimpansen, die befreit wurden oder noch werden und jetzt und in Zukunft mit mehr Respekt behandelt werden, für das, was sie sind.

Spenden

Das Great Ape Project bedankt sich bei GAP Unterstützerinnen und Unterstützern in Australien und den USA, die jeweils 8 000 US$ bzw. 4 000 US$ für Booee gespendet haben. Diese Summe wurde der Wildlife Waystation übergeben, mit dem ausdrücklichen Wunsch, es für die Erweiterung der Anlagen zu verwenden.

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Dieser Text ist in Auszügen dem Friends of Washoe Newsletter entnommen.

Eine Videokassette der ABC 20/20 Sendung vom 2.8.95, die Booees und Roger Fouts' Wiedersehen zeigt, kostet 29,95 US$ + 4 US$ Versand. Bitte wenden Sie sich an ABC, unter der Rufnummer: 001-800-505-6139.

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